Letzten Montag befand sich in meinem Kopf ein dichter Gedankennebel und eine unangenehme Unruhe begleitete mich den ganzen Tag über, weshalb ich auf dem Weg zum Fitnesscenter spontan beschloss mindestens acht, im besten Fall jedoch zehn Kilometer zu laufen. Wohlwissend, dass ich das letzte Mal mit Müh und Not auf fünf kam.
Die erste halbe Stunde verging wie im Flug. Ich konnte meine Gedanken etwas sortieren und beschloss, fast alle meine Fotos auf Facebook zu löschen um der Welt und mir selbst zu signalisieren, dass ich mich weiter aus dieser Scheinwelt zurückziehe und die Basis für Vergleiche entferne.
Ab einem gewissen Punkt ist mein Körper so damit beschäftigt weiterzumachen, dass ich meine Gedanken darauf fokussieren muss, meinen Körper zu motivieren. Dann befinde ich mich in der Grenzzone meines Körpers, nicht weit entfernt von der Grenze, wo ich gerne bin - es ist ein schönes Gefühl an seine Grenzen zu gehen und nicht nachzugeben.
Ich schrieb meinem Freund nach jedem Kilometer eine kurze Nachricht um mich selbst zu motivieren, stellte mir fest vor, ihm am Ende ein Bild von der Anzeige mit "10km in 60min" zu schicken. Solche Gedanken sind meine stärkste Motivation.
Die letzten zwei Kilometer waren ein Kampf und nach dem 9. Kilometer schwebte mein Finger schon millimeterweit vom Geschwindigkeit-minus-Feld, im letzten Augenblick hab ich mich dagegen entschieden, ich wollte die Geschwindigkeit von 10kmh bis zum Schluss durchhalten.
Mehrmals lief mir ein kalter Schauer über die Arme und ich zitterte, obwohl mein Körper überhitzt war und hatte das Gefühl, sofort auf die Toilette zu müssen, aber ich machte beharrlich weiter bis ich mein Ziel erreichte.
Danach war ich erstmal geflasht und von Glückshormonen durchflutet. Schon krass, dass ich so ziemlich aus dem Nichts wieder 10km hinbringe, das zeigt wieder, wie viel Laufen mit dem Kopf zu tun hat - ich habe es gebraucht um meine Gedanken zu Ruhe zu bringen und schaffte es deshalb, so ist es nicht, wenn nur sportlicher Ehrgeiz dahinter steckt.
Ich war stolz auf meine Leistung, doch als ich erstmal Abstand gewonnen habe, ist mir klar geworden, dass es gar nicht so toll war wie es auf den ersten Blick aussieht. Ja, man soll an seine Grenzen gehen, aber die Trennung zwischen herausgefordert und überfordert ist hauchfein. Ich bin meinem Körper dankbar, dass er diese Leistung erbringen konnte, aber künftig werde ich früher auf Stop-Signale hören. Es ist nicht normal einen Kälteschauer an den Armen zu bekommen, wenn das Blut in schnellen Stössen durch die Adern pulsiert und der Schweiss nur so fliesst.
Zwei Tage später wollte ich etwas schneller fünf Kilometer laufen, allerdings hörte ich nach vier Kilometer auf, nachdem ich schon nach der Hälfte das Gefühl hatte, einen total überhitzten Kopf zu haben und bald umzukippen.
Denn Sport tut man für den Körper. Auf keinen Fall soll er dadurch malträtiert werden. Ich liebe meinen Körper für alles, was er für mich tut, dafür, dass er funktioniert und so viel leistet, und behandle ihn deshalb mit Respekt, so wie er es verdient hat.